seit einigen wochen pendle ich täglich mit dem zug nach darmstadt. dies geht standardmäßig mit umstieg in babenhausen. jeder, der diese verbindung schon einmal benutzt hat, weiß, dass dies nicht immer reibungslos glückt.
die erste enttäuschung über den verpassten anschlusszug ist aber schnell verflogen, wenn man sich in dem warmen bahnhofsgebäude auf eine der unverbindlichen sitzmöglichkeiten niederlässt und sich an einem buch aus dem großen offenen bücherschrank bedient. die bahnhofshalle lädt zum verweilen ein und gerne holt man sein (zweites) frühstück heraus und nutzt die zusätzliche halbe stunde.
das habe ich anfangs als großen luxus eingestuft. doch ein bahnhofsgebäude hat doch fast jede stadt. und in seligenstadt ist noch nicht mal ein ausreichender platz verfügbar, sich windgeschützt und bei regen unterzustellen.
ist die dort eingerichtete eventlocation unter der woche vormittags ausgebucht? wohl kaum. eine verknüpfung von funktion und ort lässt sich nicht zweifelsfrei herstellen. eine wartefunktion wäre angebrachter.
der seligenstädter wasserturm wurde zurecht zu wohnungen umfunktioniert, weil wir ihn dank neuer technik als wasserreservoir nicht mehr brauchen und auch künftig nicht mehr brauchen werden. keiner bezieht mehr von dort wasser.
aber einen bahnhof können wir doch nicht aufgeben, wenn täglich hunderte menschen dort den zug benutzen, und seine funktion brauchen – die benutzung sogar in den kommenden jahren ansteigen soll.
(wie) will man so den öpnv attraktiver machen?
wie wäre es denn, wenn eigentümer und stadt sich darauf einigen, dass ein bestimmter bereich im bahnhofsgebäude im winter zu wartezwecken benutzt werden darf? und im sommer ist der unterstand zum bahngleis hin als regenschutz für alle benutzbar.
andernfalls muss in der planung des bahnhofareals ein neues öffentliches gebäude für wartezwecke eingeplant werden – wie absurd wäre das denn?
leserbrief 26. september 2019