zusammenarbeit mit friederike hoßfeld
die verlegung des bestehenden gewerbehofs in das industriegebiet als „städtebauliches aufräumen“ schafft neue flächen für nachverdichtung im direkten umfeld von odenwaldhalle (bürgerhaus), amtsgericht, finanzamt und dem schulzentrum.
in der 2021 durchgeführten bürgerinnenumfrage wurde deutlich, dass die altstadt einen sehr hohen ideellen wert für die michelstädterinnen hat, aber vor allem auch vom (tages)tourismus geprägt ist.
durch ein neu geschaffenes zweites zentrum für lokalansässige soll eine balance entstehen, wodurch die altstadt vom (erwartungs)druck in historisch beengtem raum befreit werden kann.
ein zirkel aus quadratischen punkthäusern um den gegenschwerpunkt mit gut 33 metern höhe trifft auf eine struktur aus angespülten „baumstämmen“, die durch sinnvoll neuplatzierte zeilen gleicher baumaße betont und fortgeführt wurde. die zeilen geben der anordnung dynamik und bewegung, die punktkörper beständigkeit und verankerung. ganz nach stan allens field conditions (aus points + lines) ist die baustruktur „inherently expandable“. die randbereiche können also erweitert werden, wenn es sich innerhalb der gebietsstruktur ergibt und weitere, angrenzende potenzialflächen zur disposition stehen.
der entwurf zielt also neben einer reinen lückenfüllung auch auf einen kompromiss zwischen ländlicher historie und (klein)städtischem neuverständnis ab. frei nach dem ehemaligen bürgermeister stephan kelbert: „es müsste ein zusammenspiel geben von hühnern züchten hinten und vorne schnellem zugang in die welt.“
im stile sakamotos entwurf für die werkbundsiedlung münchen ist jedem punktgebäude ein hausgemeinschaftlicher grünraum angeschlossen. die zeilen haben ihren grünraum an der längsseite mit ost- bzw. westausrichtung platziert. darüber hinaus gibt es grünfelder, die nachbarschaftlich oder komplett öffentlich mit verschiedenen funktionen bzw. nutzungen bespielt werden können.
die soziale struktur des gebiets ist aktuell geprägt von sozialwohnungsbauten. dieses angebot soll nicht reduziert werden, vielmehr durch die neuschaffung sparsam gedachter grundrisse erweitert werden.
der bestand gibt es in diesem gebiet her, das potential geringer grundflächen bei großer bauhöhe zu nutzen. mit einem geringen (ökologischen) fußabdruck können so gebäude entstehen, die im zeilenbau drei oder vier vollgeschosse beinhalten, bei den punktkörpern sogar bis zu einer geschossigkeit von zehn stockwerken reichen und trotzdem keine integration in den kontext vermissen lassen.